Auf Branding angesprochen schütteln bestimmte Unternehmer enttäuscht den Kopf: Branding ist teuer, zeitaufwendig und mühsam. Dabei wissen sie nicht genau, warum ein kleines Unternehmen so etwas benötigt – ganz zu schweigen davon, dass selbst mit wenig Mitteln brauchbare Ergebnisse möglich sind. Tatsächlich lässt sich ein Image für ein Unternehmen kreieren, ohne dafür allzu viel Geld auszugeben. Wir haben die wesentlichen Punkte zusammengefasst, die Ihrem Unternehmen eine einträgliche Positionierung auf dem Markt verschaffen können.
Autor dieses Artikels ist Dmytro Leiba, der bei Logaster, einer Agentur für die Kreierung von Online-Markenidentitäten, als Marketingspezialist beschäftigt ist. In seiner Freizeit liest er am liebsten Bücher über Wirtschaft / Marketing / Branding und tauscht sich mit anderen aus.
Wozu benötigt ein Unternehmen ein Branding?
Was ist das wichtigste für ein neues Unternehmen? Die Kunden. Eine treue Zielgruppe aufzubauen und einen Kundenstamm einzurichten, auszubauen und zu bewahren, ist unverzichtbar. Eine Marke leistet dabei gute Dienste, denn sie vermittelt Ihren potenziellen Kunden ein erstes Leitbild zu Ihrem Unternehmen, dessen Produkt und individuellen Merkmalen.
Die eigene Kreierung einer Marke ist eine hervorragende Übung, selbst wenn Sie später beschliessen sollten, eine Kommunikationsagentur hinzuzuziehen. Neben der Identität bietet dies weitere Vorteile: Sie lernen Ihre Zielgruppe kennen und ermitteln Ihre Marktnische und die wichtigsten Werte Ihres Unternehmens.
8 Tipps für die Kreierung einer eigenen Marke mit begrenztem Budget
Grosse Unternehmen greifen für die Entwicklung einer Marke auf spezialisierte Agenturen zurück. Marketeers analysieren den Markt, während Designer eine Identität kreieren und Analysten Kennzahlen unter die Lupe nehmen. Dass das für ein Start-up nicht erschwinglich ist, liegt auf der Hand. Die folgenden Empfehlungen können unabhängig und ohne grosse Kosten umgesetzt werden.
1. Schaffen Sie ein Image, das von Ihrer Zielgruppe verstanden wird
Der Erfolg einer Marke ist das Ergebnis einer erfolgreichen Marktstudie. Vereinfacht ausgedrückt müssen Sie verstehen, wer Sie sind und für wen Sie arbeiten. Stellen Sie sich vor, Sie benötigen ein Hochzeitsgeschenk für Angehörige. Wenn Sie etwas über diese Angehörigen und ihre Interessen erfahren, werden Sie etwas kaufen, womit diese Angehörigen etwas anfangen können. Wählen Sie dagegen zufällig etwas aus, wird Ihr Geschenk in den meisten Fällen nutzlos sein.
Sie können die Zielgruppe untersuchen, ohne dabei allzu sehr ins Detail zu gehen. Für den Anfang genügt Folgendes:
- Keywords Everywhere ist ein Tool für die Analyse von Schlüsselwörtern, das Daten über die Anzahl der Suchen liefert. Mit diesem Tool können Sie die grundlegenden Interessen Ihrer Zielgruppe ermitteln;
- Facebook Analytics und Google Analytics sind Dienste für die Analyse der Daten potenzieller Kunden, wie Geschlecht, Alter, Wohnort usw.;
- Survey Monkey, KeySurvey oder LimeSurvey sind Tools, mit denen sich Umfragen erstellen und Ihre eigene Zielgruppe präzise eingrenzen lassen;
- Statista ist eine nützliche Ressource mit aktuellen Daten zu verschiedenen Themenbereichen;
- Soziale Medien sind beliebte Plattformen, um direkt mit Kunden zu interagieren und Daten über die Kunden selbst und ihre Interessen zu gewinnen.
Führen Sie Analysen durch, ermitteln Sie das Profil Ihres Kunden, erfassen Sie dessen Bedürfnisse und die Art und Weise, mit der Sie diese erfüllen können. Ab diesem Punkt können Sie Ihr eigenes Markenimage kreieren. Denken Sie an die Emotionen, die mit Ihrer Marke assoziiert werden (formell, provozierend, leger, klassisch, elegant, teuer, erschwinglich, für Männer, für Frauen usw.).
2. Machen Sie sich unverwechselbar
Die Einzigartigkeit einer Marke verstärkt ihren Grundwert. Sofern Ihr Produkt einzigartig ist, dann fokussieren Sie sich auf diese Einzigartigkeit. Eine spezielle Leistung (sofern beispielsweise ein Kunde persönlich von einer Führungskraft kontaktiert wird) muss sich deutlich im Image widerspiegeln. Ein Markenimage ist mit dem Gesicht und der Stimme einer Person vergleichbar. Es muss regelmässig in allen Kommunikationskanälen verwendet werden.
Bietet Ihr Unternehmen beispielsweise einen hervorragenden Support an, dann heben Sie dies in der Kommunikation mit Kunden, Posts in sozialen Netzwerken und auf Ihrer Website hervor. Geben Sie stets Ihre Firmendaten an und garantieren Sie hochwertige Antworten.
3. Erstellen Sie eine Website
Die Zeiten, in denen die Entwicklung einer Website genauso viel Geld verschlang wie Ihre gesamte Investition in das Unternehmen, sind vorbei. Auch wenn die Preise der Entwickler nicht unbedingt gesunken sind, stehen einfache Tools zur Verfügung, wie WordPress oder PrestaShop, mit denen sich Websites oder Online-Shops ohne technische Vorkenntnisse erstellen lassen.
Viele Unternehmen benötigen eine eigene Website. Die Website ist der wichtigste oder zusätzliche Anhaltspunkt für Kunden und zeugt von der Solidität des Unternehmens.
Infomaniak arbeitet scheinbar auch an einer schlüsselfertigen Lösung für die Erstellung von Websites und Online-Shops…
4. Entwerfen Sie ein Logo ohne Hilfe eines Designers
Das Logo ist die wichtigste Komponente der Markenidentität. Glücklicherweise ist es nicht mehr erforderlich, hunderte von Euros für die Leistungen von Designern aufzuwenden. Ihr erstes Logo muss nicht teurer sein als eine Tasse Kaffee.
Hierfür stehen Ihnen Logo-Generatoren zur Verfügung. So erstellt Logaster Dutzende von Logovorschlägen auf Grundlage Ihres Firmennamens. Das Design, wie das Farbschema oder die Schriftarten, können Sie dabei individuell anpassen. Anschliessend können Sie das endgültige Logo im gewünschten Format mit der gewünschten Auflösung herunterladen.
5. Farben und Schriftarten der Marke individuell anpassen
Für Ihr Logo, Ihre Drucksachen, Ihre Website und Ihre Profile in sozialen Netzwerken benötigen Sie eine einzigartige Farbpalette. Ihre Zielgruppe wird dies später mit Ihrer Marke assoziieren. Nachfolgend einige Empfehlungen:
- Farben müssen die Persönlichkeit widerspiegeln und Ihrem Produkt und Ihrer Zielgruppe entsprechen;
- es dürfen nicht viele Farben enthalten sein. Die klassische Version beinhaltet eine Kombination aus hellen und neutralen Farben;
- lassen Sie die Finger von komplexen Nuancen, denn diese lassen sich am Bildschirm und beim Druck kaum akkurat reproduzieren.
Für den Text können Sie eine Schriftart für die Marke aus einer beliebigen kostenlosen Schriftenbibliothek herunterladen. Befolgen Sie diese Regeln:
- Einfachheit. Je einfacher die Schriftart, desto leichter lässt sie sich in verschiedenen Grössen und auf verschiedenen Trägern bearbeiten.
- Relative Einzigartigkeit. Wichtig ist, dass unmittelbare Mitbewerber nicht dieselbe Schriftart verwenden.
- Achtung des Markenimage. Positionieren Sie sich beispielsweise als seriöser Partner, muss die Schriftart gerade, klar und regelmässig sein.
- Wie die Schriftart so die Marke. Lassen Sie sich nicht von der Vielfalt blenden und machen Sie sich das Leben nicht unnötig schwer!
- Eine langfristige Lösung. Sie müssen nicht gleich die Schriftart ändern, nur um kurzlebigen Designertrends nachzueifern.
Designer kreieren Farbschemata für Identitätselemente (unter anderem), indem sie mehrere Farbfamilien mit dem Farbkreis kombinieren. Hierzu verwenden sie folgende Templates:
Einfarbige Farbschemata umfassen mehrere Töne und Sättigungen einer Grundfarbe. Diese harmonisieren zwar miteinander, führen aber bisweilen zu faden Ergebnissen;
Das komplementäre Schema basiert auf zwei Farben, die sich auf zwei gegenüberliegenden Seiten im Kreis befinden. Hierbei handelt es sich um völlig unterschiedliche Töne, die Sichtbarkeit verschaffen;
Das analoge Schema umfasst drei Farben, die im Farbkreis nebeneinander platziert sind. Da diese Farben ähnliche Töne aufweisen, lässt sich eine visuelle Kohäsion erzeugen, ohne die Nachteile einfarbiger Schemata in Kauf nehmen zu müssen.
Das triadische Farbschema ist das Ergebnis der Kombination von Farben, die sich an den Eckpunkten eines gleichseitigen Dreiecks in einem Farbkreis befinden. Dieses Schema bietet Vielfalt und visuelle Ausgewogenheit.
Sie können spezielle Dienste verwenden, die die Auswahl von Farben und Spektren vereinfachen, darunter: Adobe Color, ColourCode, Colrd, ColourLovers usw.
6. Setzen Sie soziale Netzwerke intelligent ein
Soziale Netzwerke sind das praktischste Tool für Unternehmen. Sie finden dort Zielgruppen mit mehreren Hundert Millionen Personen, können die von Ihrem Unternehmen angebotenen Leistungen darstellen und direkt mit Kunden in Kontakt treten.
Allerdings kann die Arbeit mit sozialen Netzwerken extrem zeitaufwendig sein. Falls Sie wenig Zeit haben:
- Bevorzugen Sie Plattformen, deren Inhalte in Suchmaschinen referenziert sind, vorwiegend YouTube und Pinterest. Dies verschafft Ihren Inhalten im Gegensatz zu Facebook, Instagram oder LinkedIn eine lange Halbwertszeit.
- Beschränken Sie sich auf eine oder zwei Plattformen – je nach Ihrer Zielgruppe und Ihren Zielen.
- Erstellen und planen Sie Ihre Posts einmal wöchentlich.
7. Erstellen Sie hochwertige Inhalte
Informationen sind eine langfristige Investition. Wenn Sie jetzt Inhalte erstellen, erhalten Sie künftig führende Platzierungen in Suchmaschinen. Bauen Sie sich eine treue Zielgruppe auf und machen Sie Ihre Marke bekannter.
Ihre Inhalte können bestehen aus:
- Posts im Unternehmensblog;
- Expertenartikeln von einem Vertreter der Marke in den Medien;
- Gastartikeln in sozialen Netzwerken und Blogs;
- Schulungsvideos auf YouTube usw.
Eine Vorbedingung besteht darin, dass der Inhalt hochwertig und einzigartig und speziell auf die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe zugeschnitten ist. Nehmen Sie sich möglichst viel Zeit für die Erstellung. Möglicherweise benötigen Sie gar keinen professionellen Redaktor. Wer bringt die besten Voraussetzungen mit, um über ein Unternehmen und dessen Produkt zu sprechen? Derjenige, der es geschaffen und entwickelt hat!
8. Verwenden Sie Marketingtools per E-Mail
Richten Sie auf der Website Ihres Unternehmens von Anfang an einen Newsletter ein. Teilen Sie hochwertige Inhalte oder Geschenke bei der Registrierung. E-Mails stellen das günstigste und effizienteste Verfahren dar, um Hunderte von Kunden über ein neues Produkt, ein Angebot, einen Rabatt oder wichtige Änderungen im Unternehmen zu informieren.
Verwenden Sie für Ihre Kampagnen von der Template-Entwicklung bis hin zum Versenden und den Statistiken einen Dienst wie das Newsletter-Tool von Infomaniak.
3 Beispiele für ein Branding mit begrenztem Budget
AND UNION
Die deutsche Brasserie hat sich für eine Kombination aus einfachem Design und ungewöhnlicher Struktur für ihre Produkte entschieden. Die Entwickler haben dabei versucht, mit dem alten Vorurteil aufzuräumen, wonach nur billiges Bier in Dosen verkauft wird. Der Behälter sieht teuer aus, und man mag ihn gar nicht wegwerfen.
Flow XO
Dieser Dienst für die Entwicklung von Chatbots konzentriert sich auf B2B-Kunden. Beim Branding hat sich das Unternehmen bemüht, Innovation und Einfachheit in den Vordergrund zu stellen. Der Schwerpunkt lag auf weichen Farben. Das Logo ist kombiniert. Es ist der Name eines Unternehmens mit einem “XO”, das einem Fisch gleicht.
MavSocial
In diesem Fall wurde versucht, beim Branding einer Online-Plattform, die die Arbeit in sozialen Netzwerken optimiert, das Hauptkonzept hervorzuheben. Hierbei handelt es sich um ein “All-in-One”-Produkt, das dem Kunden eine Reihe von Aufgaben abnimmt. Folglich ähnelt das Symbol vier Pfeilen, die auf einen Punkt zeigen. Das Farbschema entspricht einer Kombination aus hellen Tönen auf einer ruhigen grauen Farbe.
Schlussbetrachtung
Eine interessante Marke lässt sich auch ohne kostspielige Investition kreieren. Die einzige Ressource, die hierfür benötigt wird, ist Zeit. Doch der Zeitaufwand lohnt sich, denn er kann den Wettbewerbsvorteil Ihres Unternehmens erhöhen.
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