Infomaniak hat gestern in Genf im Beisein von Behörden und wichtigen Projektakteuren offiziell ein neues Datacenter eingeweiht. Die Besonderheit? Das Datacenter verwertet 100% des verbrauchten Stroms für die Beheizung von 6000 Wohnungen pro Jahr. Es hat keine Auswirkungen auf das Stadtbild und ist im Untergeschoss einer partizipativen und umweltfreundlichen Genossenschaft untergebracht. Eine richtungsweisende Innovation, die die Cloud-Branche und politische Entscheidungsträger*innen dazu inspirieren sollte, die Baunormen zu verschärfen.

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In der realen Welt wandeln Datacenter elektrische Energie in Wärme um. Wenn Sie Ihre Dateien in kDrive speichern oder Dateien mit SwissTransfer versenden, beheizen Sie Wohnungen ♻️

Ein Datacenter ohne jede Verschwendung

Infomaniak kühlt seine Datacenter bereits seit 2013 mit gefilterter Aussenluft – ganz ohne Klimatisierung. In unseren anderen Datacentern, die regelmässig für ihre vorbildliche Energieeffizienz ausgezeichnet werden, geht die Abwärme gleichwohl ungenutzt verloren. Diese neue Datacenter-Generation geht einen Schritt weiter und löst mehrere bedeutende Herausforderungen der Cloud-Branche:

  • 100% des in diesem neuen Datacenter verbrauchten Stroms wird wiederverwendet, um über ein Fernwärmenetz Haushalte zu beheizen.
  • Es benötigt für die Kühlung weder Wasser noch eine zusätzliche Klimaanlage.
  • Es befindet sich unter einem Wohngebiet.
  • Es hat keine Auswirkungen auf das Stadtbild.

Die PUE[1], mit der die Energieeffizienz von Rechenzentren ausgedrückt wird, reicht heutzutage angesichts des Klimanotstands nicht mehr aus. Von Bedeutung sind auch die ERE[2], d. h. das Verhältnis zwischen der tatsächlich verbrauchten Energie und der wiederverwendeten Energie, sowie die ERF[3], die dem Anteil an der Gesamtenergie des Rechenzentrums entspricht, der für andere Zwecke wie Fernwärme wiederverwendet wird.

Boris Siegenthaler, Gründer und strategischer Direktor von Infomaniak.

6000 beheizte Wohnungen und jährliche Einsparung von 3600 tCO₂eq

Das Rechenzentrum nutzt seinen gesamten Stromverbrauch doppelt: einmal für die Speicherung von Daten und die Ausführung von Berechnungen und zum zweiten Mal für die Beheizung von Wohnungen dank des Anschlusses an ein Fernwärmenetz.
Dieses Datacenter verwendet die verbrauchte Energie zweimal: einmal für die Speicherung von Daten und Ausführung von Berechnungen und einmal für die Beheizung von Wohnungen dank des Anschlusses an ein Fernwärmenetz ⚡️

Seit 14 Uhr am 11. November 2024 wird der gesamte von diesem neuen Rechenzentrum verbrauchte Strom bereits in Form von Wärme in das Fernwärmenetz des Kantons Genf in der Schweiz eingespeist. Diese Umsetzung stellt einen Meilenstein im Rahmen der Energiewende eines stark wachsenden Sektors dar und macht eine energieintensive Anlage zu einem aktiven Akteur der Energierückgewinnung.

Das Datacenter von Infomaniak, das derzeit 25% seiner Kapazität nutzt, wird schrittweise stärker ausgelastet, sodass es bis 2028 seine volle Leistung erreicht. Dies bedeutet, dass mindestens 20 Jahre lang ein nachhaltiger Beitrag für die Gesellschaft geleistet wird. Bei voller Auslastung wird das neue Datacenter rund 10 000 Server mit einer Grundfläche von 1800 m2 unterirdisch beherbergen. Dem Fernwärmenetz wird es eine Leistung von 1.7 MW liefern. Mit so viel Energie können jährlich 6000 Minergie-A-Haushalte beheizt werden oder 20 000 Personen täglich 5 Minuten lang duschen.

Genf wird hierdurch die Verbrennung von 3600 tCO2eq Erdgas pro Jahr oder das Äquivalent von 5500 tCO2eq Pellets pro Jahr vermeiden – ganz zu schweigen von den 211 Lkws pro Jahr mit 13 t Nutzlast und den Mikropartikeln, die beim Transport und der Verbrennung der Pellets entstehen.

Funktionsprinzip

Im Gegensatz zu anderen Projekten, bei denen nur ein Bruchteil der Wärme zurückgewonnen wird, nutzt Infomaniak 100% der verbrauchten Energie nochmals.

  1. Der gesamte verbrauchte Strom (Server, Wechselrichter, Ventilatoren usw.) wird in 40–45 °C Wärme umgewandelt.
  2. Diese Wärme wird an einen Luft-Wasser-Wärmetauscher abgegeben, um einen Warmwasserkreislauf zu erwärmen.
  3. Wärmepumpen erhöhen die Wassertemperatur, um die Abwärme des Rechenzentrums in das Fernwärmenetz zu leiten.
  4. Durch die Ausdehnung des Pumpengases sinkt die Wassertemperatur von 45 °C auf 28 °C. Das gekühlte Wasser ermöglicht, die Temperatur der Server zu steuern, sodass eine herkömmliche Klimatisierung überflüssig wird.

Vorbild für die technologische Unabhängigkeit Europas

Alle wesentlichen Komponenten des Datacenters werden in Europa hergestellt (Trane-Wärmepumpen, ABB-Wechselrichter, Ebmpapst-Ventilatoren usw.). Elektrische Verteilertafeln von Siemens, hergestellt in Deutschland.
Die wichtigsten Komponenten des Datacenters werden in Europa hergestellt (Trane-Wärmepumpen, ABB-Wechselrichter, Ebmpapst-Ventilatoren usw.). Elektrische Verteilertafeln von Siemens, hergestellt in Deutschland.

Das Datacenter stärkt die technologische Unabhängigkeit Europas und schafft Mehrwert für viele lokale Unternehmen, indem es ausschliesslich in Europa hergestellte Geräte verwendet (mit Ausnahme der Sicherheitskameras. Auch die lokale Wirtschaft wird direkt von diesem Projekt profitieren.

Ein Open-Source-Modell für globale Wirkung

Das Modell funktioniert und zeigt der Cloud-Branche und den politischen Entscheidungsträger*innen, dass die Energie aus Rechenzentren doppelt genutzt werden kann und dass IT-Anlagen nicht mehr als Endverbraucher von Strom, sondern als Akteur der Energiewende zu betrachten sind.

Das Datacenter wurde von der UNIL, dem IMD und der EPFL im Rahmen des Programms e4s.center dokumentiert, um seine Energieeffizienz in Echtzeit zu veranschaulichen und seinen Nachbau zu ermöglichen. Die Ergebnisse sind unter d4project.org frei verfügbar und umfassen:

  • Echtzeit-Überwachung der Leistung zum Nachweis der Effizienz des Systems
  • Einen technischen Leitfaden als Hilfestellung für andere Akteure bei der Reproduktion dieses Ansatzes
  • Unterlagen für politische Entscheidungsträger*innen zur Anpassung der Branchenstandards

Wie geht es weiter?

Infomaniak sucht neue Fernwärmenetze für seine künftigen Datacenter.

Wir können bereits 1.1 MW einspeisen, und bis 2028 wird ein Rechenzentrum mit 3.3 MW benötigt, um die Nachfrage zu decken.

Boris Siegenthaler, Gründer und strategischer Direktor von Infomaniak.

Fotos des Datacenters

Mehr erfahren

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[1] Power Usage Effectiveness: Mit der PUE wird der Gesamtenergieverbrauch des Rechenzentrums mit dem tatsächlichen Energieverbrauch der Server verglichen.

[2] Energy Reuse Effectiveness: Die ERE misst die Energieeffizienz eines Rechenzentrums unter Berücksichtigung der Wiederverwendung der abgestrahlten Wärmeenergie.

[3] Energy Reuse Factor: Die ERF misst den Anteil des Gesamtenergieverbrauchs eines Rechenzentrums, der ausserhalb des Rechenzentrums effizient wiederverwendet wird (z. B. für die Beheizung von Gebäuden).