Als Gold-Sponsor der Jahreskonferenz der Debian-Entwickler (DebConf) und Unterstützer der OpenStack-Technologie zur Bereitstellung von Infrastructure as a Service (IaaS) setzt Infomaniak seine Erfahrung in der Cloud-Technologie auf dem Gipfeltreffen der Open-Source-Community ein.
An der DebConf18 trafen sich in diesem Sommer in Taiwan für zwei Wochen die Spezialisten für Debian, das universelle GNU/Linux-Betriebssystem, das weltweit auf den meisten Webservern im Einsatz ist. Die von der demokratisch organisierten Community entwickelte Technologie gilt als Referenz. Sie ist für ihre Zuverlässigkeit bekannt und wird von Infomaniak und Akteuren wie der NASA, PayPal, WalMart, CERN oder der internationalen Raumstation ISS eingesetzt.
Die Jahreskonferenz, ein Stützpfeiler des Projekts, wird erst durch die exklusive Beteiligung von Sponsoren möglich. Ihre wesentlichen Beiträge stellen Debians einzige Einnahmen dar und ermöglichen die Zusammenkunft der Teams unter einem Dach, um aktuelle und zukünftige Projekte zu koordinieren. Zur DebConf kommen ausserdem die Leiter von wichtigen, mit Debian zusammenhängenden und von Neben- oder unmittelbar darin integrierten Projekten.
Anlässlich der diesjährigen Konferenz unterstrich Thomas Goirand, Entwickler bei Infomaniak, wie wichtig es ist, die Cloud von den Einschränkungen durch die Infrastrukturen der marktbeherrschenden gewerblichen Betreiber zu befreien. Als einer der Hauptredner und Experte für Open-Source-Technologien im Cloud-Computing war Thomas Goirand alias Zigo gerne bereit, unsere Fragen zu beantworten und seine Erfahrungen an der DebConf18 sowie seine Vision der Cloud von morgen zu schildern…
Zigo, der von Infomaniak unterstützt wird, ist einer der wichtigsten Beitragenden zu Debian
Zigo, du bist vor einem Jahr zum Team von Infomaniak gestossen. Was versteckt sich eigentlich hinter diesem Pseudonym, und warum hast du diese Gelegenheit ergriffen?
Ich heisse Thomas Goirand und bin 42. Meine beiden Kinder wurden in Shanghai geboren, wo ich mit meiner Frau, die wie die Kleinen Chinesin ist, acht Jahre lang gelebt habe. Ich bin daher in der glücklichen Lage, fliessend Mandarin zu sprechen 🙂
Beruflich habe ich mich auf das Webhosting konzentriert. Die Gründung eines Unternehmens in dieser Branche führte mich dazu, eine eigene Softwarelösung zu entwickeln. Daneben habe ich seit 2019 immer mehr zu Debian beigetragen, bis ich schliesslich einer der wichtigsten Uploader des Projekts wurde.
Die Veröffentlichung der kostenlosen IaaS-Software OpenStack im Jahr 2011 trug dazu bei, die Industrie und die Cloud zusammenzubringen. Nach und nach wurde OpenStack für mich zu einem Vollzeitjob.
Ich freue mich über die einmalige Gelegenheit, meine Karriere bei Infomaniak fortsetzen zu können. Ich kann OpenStack weiterhin in Debian erhalten und ausserdem die Debian-Kompatibilität im Upstream-Projekt Puppet-OpenStack, das wir bei Infomaniak geschäftlich nutzen, gewährleisten. Neben meiner Tätigkeit als Packager sponsert Infomaniak 20% der Zeit, die ich für Open-Source-Projekte aufwende, und lässt mich Packages im Betrieb testen, wenn umfangreiche Verteilungen stattfinden.
DebConf: Der Rat der Weisen?
Die Entwicklerversammlung dauert zwei Wochen und findet jedes Jahr auf einem anderen Kontinent statt. Dort treffen sich Entwickler, die weltweit zu den besten gehören. Was macht diese Veranstaltung einzigartig und warum ist sie so wichtig?
Die DebConf ist das Ereignis, das die Community hinter dem Projekt vereint. Aber weil wir eine freie Community sind, herrscht immer eine sehr entspannte Atmosphäre. An der DebConf geht es lässig zu, und jede(r) ist willkommen. Kulinarische Spezialitäten und lokale Biere haben dort einen besonderen Stellenwert 🙂
Vor den Konferenzen findet traditionell das DebCamp statt: Eine intensive Hacking-Woche mit höchster Konzentration in den Hacklabs zu unterschiedlichen Debian-Projekten. Dabei handelt es sich um eine äusserst wertvolle Gelegenheit, bei der wir uns treffen und vor allem gemeinsam hacken können.
Beispiel: Damit die lang erwartete Secure-Boot-Funktion (Hochfahren im abgesicherten Modus) in Debian endlich Wirklichkeit wird, müssen mehrere Teams eingreifen: debian-boot, die FTP Masters und das Team, das den Linux-Kernel pflegt. Die DebConf ist vor allem eine lange Arbeitssitzung. Das Beispiel Secure Boot ist typisch für die Fortschritte, die ohne die Koordinierung mehrerer Teams nicht möglich wären.
Und Debian besitzt eine echte weltweite Dimension. Aus diesem Grund veranstalten wir die DebConf jedes Jahr auf einem anderen Kontinent. Durch diese Hinwendung zur Community können wir unser Blickfeld erweitern und auch Entwickler von peripherer Debian-Software begrüssen. Vor Ort können wir uns über den Stand der Projekte in ihrem jeweiligen Kontext informieren. Dies ist auch etwas, das uns bereichert, motiviert und weiterbringt.
Durch welche Projekte unterscheidet sich diese 18. Ausgabe von früheren Debian-Konferenzen?
Die DebConf besteht aus Konferenzen, Workshops und informellen Gesprächen über sehr unterschiedliche Themenbereiche. Was hat die diesjährige Ausgabe so besonders gemacht, wenn man von den Dauerbrennern Governance, Sicherheit oder Linux-Kernel absieht?
Schwer zu sagen, das sieht wohl jeder Teilnehmer anders, und ich repräsentiere nicht die ganze Community. Ich rede also lieber über Themen, die mich geprägt haben.
Vor allem fand die DebConf zum ersten Mal in Asien statt. Das war für alle eine grosse Umstellung. Ich persönlich war froh, meine Freunde aus Zentralchina und aus Taiwan zu treffen und andere zum ersten Mal zu sehen.
Debian für die Infrastrukturverwaltung eines Landes
Jeder war ziemlich erstaunt, glaube ich, als er von dem Projekt „Civil Infrastructure Platform“ in Taiwan erfuhr, bei dem Debian in den neuralgischen Infrastrukturen des Landes eingesetzt wird. Im Rahmen des Projekts sollen Debian-Versionen in Bereichen wie der Steuerung der Ampeln, des Bahnverkehrs und der Wasserversorgung bis hin zu den Kraftwerken jahrzehntelang laufen. Gleichzeitig werden die Pakete aktualisiert, um Fehler zu beheben und Sicherheitslücken zu schliessen. Dies ist eine ebenso ehrgeizige wie gigantische Aufgabe.
Die Welt braucht die freie Cloud
Ein in meinen Augen wichtiges Thema ist die Unabhängigkeit der Cloud. Meine Konferenz mit dem Titel „Server freedom: why choosing the cloud OpenStack and Debian“ befasst sich mit technischen Lösungen für eine freie Cloud und zur Ersetzung proprietärer Lösungen. Dieses Thema und die damit verbundenen Herausforderungen sind brandaktuell. Die allgemeine Begeisterung für Online-Dienste, die die Cloud-Ära einleitete, lässt Kunden immer noch viel zu oft zu Lösungen greifen, an die sie gefesselt bleiben und denen sie gleichzeitig die gesamten oder einen Teil ihrer Daten überlassen.
Meine Botschaft an die Community während dieser Präsentation war eine pragmatische Feststellung: Die Cloud ist zu einer gewaltigen Herausforderung für die Unternehmen geworden. Statt sie zu verteufeln, sollte man eher auf die Debian- und OpenStack-Technologie setzen, mit denen Nutzer die vollständige Kontrolle behalten. Diesen Kampf führe ich seit dem Beginn meiner Karriere, und genau diese Werte finde ich bei Infomaniak wieder.
Das Video der Konferenz von Thomas Goirand an der DebConf18
source : DebConf18
Was ist OpenStack und wie ist Infomaniak an der Entwicklung beteiligt?
OpenStack gehört zusammen mit dem Linux-Kernel zu den aktivsten Projekten der Open-Source-Community. Welche Besonderheiten und Vorteile hat diese Technologie?
Es handelt sich dabei um die Referenz der Open-Source-Softwares zum Bereitstellen von Cloud-Computing (des Typs Infrastructure as a Service). OpenStack gestattet es, sich von Hardwarebeschränkungen zu lösen, indem die Serverressourcen (Prozessoren, Festplatten, RAM usw.) virtualisiert werden. Die Hardwareressourcen sind somit völlig losgelöst von der Architektur des Anbieters und können dank OpenStack virtuell neu verteilt werden. Dieser Ansatz erlaubt potenziell unendlich viele Architekturen und beschleunigt gleichzeitig die Einführung. Das Prinzip „Infrastructure as a Service“ revolutioniert zurzeit den Hostingmarkt und sämtliche Online-Dienste.
Im Zusammenspiel mit Debian erlaubt diese Technologie eine absolute Kontrolle über die Architektur und die Daten und gleichzeitig die Anpassung der Ressourcen in Echtzeit. Gestützt auf eine beständige Oberklasse-Positionierung, bietet Infomaniak ein sehr vielfältiges Angebot auf dem Markt für Online-Dienste und Webhosting, wobei stets die Freiheit der Nutzer im Vordergrund steht. Diese kompromisslose Fokussierung führt unmittelbar zum Einsatz der besten Open-Source-Technologien. Es ist daher normal, wenn Infomaniak sich an deren Entwicklung beteiligt.
Die bei Infomaniak entwickelten technischen Beiträge werden bei komplexen, umfangreichen Softwareimplementierungen eingesetzt. In dieser Hinsicht setzt Infomaniak neue Massstäbe und stellt gleichzeitig Optimierungen, Verbesserungen und neue Funktionen für die OpenStack-/Debian-Technologie bereit. Das Know-how und die erworbenen Kompetenzen kommen somit unmittelbar den Projekten zugute.
Durch seine Beiträge nutzt Infomaniak seine Erfahrung mit wichtigen Wirtschaftsakteuren auch in anderer Hinsicht, nämlich um Antworten auf die immer wieder neuen Anforderungen der Branche bereitzustellen.
Wie sieht die Zukunft des Hostings von Online-Diensten aus?
Durch seinen Erfolg begünstigte Cloud-Computing neuartige Geschäftsmodelle und eine neue Generation von Online-Unternehmen. Die neuen Geschäftsmodelle erfordern wiederum eine schnellere technologische Erneuerung. Wie sieht deines Erachtens das Hosting von Online-Diensten von morgen aus?
Ich bin nicht für Oracle zuständig (sorry für das geekige Wortspiel), aber ich erkenne eine Tendenz, die sich in den kommenden Jahren verstärken dürfte: Infrastructure as Code (Infrastruktur als Code). Lass‘ mich das erläutern.
Dank der Cloud ist die Zeit der Softwareverteilung durch physische Anlagen in Rechenzentren praktisch vorbei. Die Ressourcenvirtualisierung ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass alles ferngesteuert wird. Die Zeit, in der man bisher die Server wartete, kann man nun für die Schaffung von Mehrwert verwenden.
Nach meinem Dafürhalten unterstreicht dies zwei wichtige Grundsätze:
- Zum einen wird Know-how in Sachen Hardwareinfrastruktur bei Webhosting-Providern umso seltener und wertvoller, je öfter diese Aufgabe aus Kostengründen an Dritte übertragen wird. Provider, die es schaffen, ihre Spitzenkompetenz auf diesem Gebiet zu erhalten bzw. auszubauen, werden sich daher mit Sicherheit auf dem Markt behaupten.
- Zum anderen wird die Softwareverteilung immer komplexer. Daher gibt es immer mehr Wartungsspezialisten für Infrastrukturen „2.0“. Dieses Konzept nennt sich Infrastructure as Code. Verteilungen gleich welcher Art werden vollständig automatisiert und in Skripten oder „Programmcode“ festgehalten. Dies erlaubt eine kontinuierliche, ununterbrochene Anwendungsverteilung bei gleichzeitiger Kosten- und Leistungsoptimierung.
Eventuell wird es eine Hyperspezialisierung des Marktes mit Spezialisten für die automatisierte Verteilung auf der einen und Fachleuten für die Webhosting-Infrastruktur auf der anderen Seite geben… Vielleicht wird der eine oder andere aber auch beides gleichzeitig beherrschen!
Teilnahme am Projekt
Entwickler werden gebeten, sich dem neuesten Projekt von Thomas Goirand anzuschliessen: OpenStack Cluster Installer (OCI). Das Tool dient zur Vereinfachung und Automatisierung der Bereitstellung von OpenStack-Servern als Cluster.
Teilnahme an der Entwicklung von OCI
Weitere Informationen
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