In diesem Artikel beschäftigt sich Damien Jubeau (Gründer und CEO von Dareboost) mit den Fehlern, die man bei der Messung und effektiven Optimierung der Ladegeschwindigkeit Ihrer Webseiten vermeiden sollte. Ausserdem stellt er vier wichtige Leistungsindikatoren vor (TTFB, Start Render, Visually Complete und Speed Index) und gibt wichtige Tipps, wie man diese richtig interpretiert.

“Was du nicht messen kannst, das kannst du nicht verbessern.” Dieser Leitspruch sollte beherzigt werden, wenn man die Ladedauer von Webseiten beschleunigen will.

Zuerst sollte man wissen, was man misst!

Bevor ich auf die wichtigsten Geschwindigkeitsindikatoren eingehe, möchte ich erklären, was die berühmte “Loadtime” oder Ladedauer bedeutet. Dieser Begriff sollte mit grosser Sorgfalt verwendet werden.

In der Tat ist es so, dass nicht jeder von der gleichen Sache spricht, wenn es um “Ladedauer” geht! In (zu) vielen Fällen ist eigentlich die Antwortzeit Ihres Servers gemeint (oder andere Teilmessungen). Prüfen Sie also die Informationen, die Ihr Messtool über seine Methodik und die jeweiligen Messbereiche liefert.

  • Von Alexa erfährt man beispielsweise, dass die Ladezeit von Bildern und Stylesheets nicht in die Geschwindigkeitsinformationen einfliesst, die von dieser Website geliefert werden: “The load time of an individual page is how long it takes for the DOM -­ the structure of the page – to be loaded. This time doesn’t include the time to load all images and stylesheets, for example.”
  • Bei Dareboost entspricht der “Ladedauer”-Indikator der gesamten Ladezeit der Seite; zudem wartet das Tool bei der Messung ab, bis der Datenverkehr im Netzwerk aufgrund des Ladens der Seite abbricht. Dies beinhaltet natürlich das Laden von CSS, Javascript usw., aber auch aller Abhängigkeiten – genau wie dies für Ihre Besucher der Fall ist!

Was Tools anbelangt, die weder Informationen über die Testbedingungen noch über die gemessenen Indikatoren liefern, sollten Sie in Bezug auf die Zuverlässigkeit der gelieferten Informationen sehr vorsichtig sein.

Ein weiterer Vorbehalt gegenüber dem Begriff der Ladedauer ist, dass sie vor allem in Bezug auf die Benutzererfahrung (UX) kaum relevant für die tatsächliche Leistung Ihrer Seiten ist. Eine typische Webseite enthält über 100 verschiedene Ressourcen, die sich immer öfter asynchron verhalten und nach und nach geladen werden. In der Tat ist es so, dass die gemessene Zeit, die notwendig ist, um die Inhalte einer Seite vollständig zu laden, immer weniger darüber aussagt, was beim Benutzer vor sich geht.

Start Render, Visually Complete und Speed Index für die UX

An welche anderen Indikatoren sollte man sich halten? Um sich ein möglichst verlässliches Bild über die Benutzererfahrung zu verschaffen, raten wir dazu, sich auf die folgenden drei Indikatoren zu konzentrieren, die auf einer Videoanalyse des Webseiten-Ladevorgangs beruhen:

  • Start Render: Dieser Indikator misst die Zeit bis zum Beginn der Anzeige Ihrer Seite. Vorher sieht der Nutzer nur eine leere Seite. Je kürzer diese Zeit ist, desto geringer ist die Gefahr, dass Ihre Besucher aus lauter Frustration eine andere Website ansteuern. Beachten Sie jedoch, dass der Beginn der Anzeige nicht bedeutet, dass die angezeigten Elemente relevant oder nützlich für Besucher sind: Es wird zwar schon etwas angezeigt, aber das kann genauso gut ein Textabschnitt wie praktisch Ihre gesamte Seite sein!
  • Visually Complete: Dies ist die Zeit, die notwendig ist, bis der ohne zu scrollen sichtbare Bildschirmbereich vollständig angezeigt wird. Eine gute Lösung, um sich darauf zu konzentrieren, was ein Besucher unmittelbar braucht!
  • Speed Index: Dieser Leistungsindex stellt die Anzeigegeschwindigkeit des sichtbaren Bereichs der getesteten Webseite dar. Er berücksichtigt somit die Schnelligkeit der Anzeige der verschiedenen Bestandteile der Seite. Daher gilt Speed Index heutzutage als der Indikator, der das meiste über die Benutzererfahrung aussagt. Zur Orientierung: Eine Seite, bei der alle Elemente innerhalb des sichtbaren Bereichs in einer Sekunde angezeigt werden, besitzt einen Speed Index von weniger als 1’000. Dieser Referenzwert entspricht übrigens dem Wert, den Google empfiehlt.

TTFB: Die Basis für Ihre Leistung

 

Als Ergänzung dieser UX-Indikatoren und um die technische Leistung in der allerersten Ladephase Ihrer Seite zu verfolgen, empfehlen wir darüber hinaus TTFB. Time To First Byte misst die Dauer zwischen der Abfrage und der HTTP-Antwort, d.h. die Zeit, die verstreicht, bis der Browser Ihrer Besucher den Anfang des HTML-Codes Ihrer Seite von Ihrer Web-App oder Ihrem CMS erhält. De facto liefert Ihnen dieser Indikator Informationen über die Leistungen Ihrer Skripte (die Zeit, die Ihr CMS braucht, um z.B. die angeforderte Seite darzustellen) und des Hostings. Beachten Sie jedoch, dass, um die tatsächliche Bearbeitungszeit auf Serverebene herauszufinden, die Netzwerklatenz von TTFB abgezogen werden sollte, d.h. die Zeit, die die Daten zwischen Ihrem Server und dem Browser der Besucher brauchen.

Neben den Angaben über die technische Leistung Ihres Hostings und Ihrer Backend-Anwendung ist TTFB wichtig wegen seiner potenziellen Auswirkung auf das Suchmaschinenranking Ihrer Website. Dies ist umso mehr der Fall, wenn diese viele Seiten umfasst: Je höher Ihr TTFB ist, desto weniger Seiten können die Googlebots innerhalb des Zeitbudgets, das die Suchmaschine Ihnen für den Crawl einräumt, aufrufen.

TTFB ist zwar wichtig, aber das ist relativ: Auch eine exzellente Antwortzeit Ihres Servers ist keine Garantie dafür, dass Ihre Website ebenfalls schnell ist. Der Webperformance-Guru Steve Souders hat dies sogar zu einer goldenen Regel gemacht: 90% der Wartezeit eines Benutzers entfällt auf die späteren Schritte während der Frontend-Verarbeitung. Daher ist es wichtig, gleichzeitig TTFB und andere Indikatoren zu beobachten, z.B. die oben beschriebenen UX-Indikatoren.

Geschwindigkeitsmessung: Achten Sie auf den Kontext!

Da Sie nun eine klarere Vorstellung darüber haben, mithilfe welcher Indikatoren die Leistungen Ihrer Website überwacht werden können, sollten Sie sich nun damit befassen, wie diese Messungen durchgeführt werden. Nachlässigkeit in diesem Bereich kann dazu führen, dass Ihre Ergebnisse und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen stark verzerrt werden!

  • Besonders wichtig ist zunächst das Messverfahren, das Ihr Tool einsetzt. Wie bereits erwähnt, messen die im Internet angebotenen Dienste nicht alle die gleichen Indikatoren und setzen unterschiedliche Verfahren ein. Nutzen Sie wenn möglich Tools, die ihre Messmethode angeben und Ihnen gestatten, die Tests unter Bedingungen durchzuführen, die den tatsächlichen Bedingungen Ihrer Besucher so weit wie möglich entsprechen. Beispiel: Die Web-Leistungstests von Dareboost werden mit ganz normalen Browsern (Google Chrome) statt nur mit Robots durchgeführt.
  • Ihre Besucher haben bei weitem nicht alle die gleichen Bedingungen beim Webzugriff. Erfolgt der Zugriff über ein Mobilgerät oder einen Computer, aus dem In- oder Ausland, über eine Glasfaser-, eine mehr oder weniger schnelle ADSL- oder eine 3G-Verbindung? Dies sind alles Faktoren, die eine erhebliche Auswirkung auf die Ladegeschwindigkeit Ihrer Seiten bei Besuchern haben. Daher ist es für Sie besonders wichtig, die Leistungen Ihrer Seiten unter unterschiedlichen Bedingungen bewerten zu können. Dies ist umso wichtiger, wenn es um Ihre strategischen Ziele geht. Achten Sie also darauf, dass Ihr Tool es gestattet, diese Testparameter so zu variieren, dass die Zugangsbedingungen Ihrer Nutzer so nahe wie möglich nachgebildet werden.
  • Darüber hinaus ist nicht zu vergessen, dass sich die Leistungen Ihrer Seiten ändern können! Wenn neue Inhalte veröffentlicht werden, Funktionen hinzukommen oder Aktualisierungen oder andere Überarbeitungen erfolgen, wird sich die Ladedauer Ihrer Website unvermeidlich ändern. Legen Sie sich also eine individuelle Strategie zu, um die Entwicklung der Leistungen zu verfolgen und mögliche Rückschritte festzustellen. Mit anderen Worten: Gehen Sie von der punktuellen Messung der Seitengeschwindigkeit auf ein regelmässiges Monitoring Ihrer Webleistungen über, dessen Häufigkeit sich nach Ihren geschäftlichen Anforderungen richtet.

Fazit

Um die Ladedauer Ihrer Webseiten richtig zu messen:

  • führen Sie Ihre Messungen unter realistischen, stabilen Bedingungen durch, die für Ihre Nutzer repräsentativ sind.
  • wählen Sie geeignete Indikatoren aus. Denken Sie nicht nur an die technische Leistung, sondern auch an die Benutzererfahrung: Beschränken Sie sich nicht auf einen einzigen Indikator.
  • Ihre Website entwickelt sich weiter, und die Geschwindigkeit verändert sich ebenfalls: Behalten Sie diesen Faktor genau im Auge und reagieren Sie angemessen.

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